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세미나 발제문/09

Die deutsch-koreanische Beziehungen

알 수 없는 사용자 2009. 4. 28. 18:34
 

Die deutsch-koreanischen Beziehungen

Song Song-Hak

1. Verhältnis zu den großen Weltmächten und die Öffnung Koreas


Die chinesische Kultur hat in Asien eine vergleichbar prägende Rolle inne wie die griechisch-römische Kultur in Europa.1 Weil das große mächtige China lange vor der Staatsgründung Koreas in enger Nachbarschaft zu diesem existierte, stellte Korea in seiner Geschichte China von Anfang an in das Zentrum seiner Weltsicht. Koreanische Politik, koreanisches Gesellschaftswesen, koreanische Kultur und Religion wurden stark von China beeinflusst. Die Rolle des Kaiserreichs China für Korea ist vergleichbar mit der eines ‚Vaters oder älteren Bruders’2. Gerade diese besondere Ausgestaltung des koreanischen Verhältnisses zu China hatte nach Ansicht Jürgen Kleiners, des früheren deutschen Botschafters in Seoul, positive Auswirkung auf die Bewahrung und Entwicklung der inneren Selbständigkeit Koreas – neben der Entwicklung einer eigenen Sprache und Schrift und der Homogenität des Volkes. Überhaupt als ein eigenes Land überlebt zu haben, sei ‚eine Art Wunder, (...), im Spannungsgebiet mehrerer Großmächte’.3 Diese starke Ausrichtung Koreas an China dauerte bis zur Öffnung des Landes Ende des 19. Jahrhunderts an.

Korea schloss mit seinem anderen Nachbarn, Japan, welches „mit beispielloser Schnelligkeit“4 zu einer modernen Weltgroßmacht geworden war, wegen seiner aggressiven Kriege, zu nennen sind hierbei insbesondere die Hideyoshi-Invasionen am Ende des 16. Jahrhunderts und im 20. Jahrhundert die Annexion Koreas, nie herzliche Freundschaft. Die negative Einstellung vieler Koreaner gegenüber Japan zeigt sich auch heute noch trotz der im Vergleich zu Korea fortgeschritteneren Modernisierung und Industrialisierung Japans, seinem Reichtum und der finanziellen Hilfsleistungen für den wirtschaftlichen Aufbau Koreas in der häufig gebrauchten Bezeichnung der Japaner als ‚Japs-Insel-Barbaren’ und ‚Seeräuber’.

Die Beziehungen Koreas zu Russland und den USA sind relativ jung. Das Zarenreich, das im äußersten Südosten mit der Hafenstadt Wladiwostok an Korea grenzt, bot Ende des 19. Jahrhunderts dem koreanischen König Zuflucht. Dieser flüchtete zusammen mit seiner pro-russischen Beamtenschaft nach der Ermordung der Königin Min durch pro-japanische Koreaner für ein Jahr in die russische Botschaft in Seoul. Später konzentrierte sich der Einfluss der Sowjetunion auf Nordkorea, nicht zuletzt aufgrund der Rivalität zur VR China.

Obwohl die USA als erstes westliches Land schon im Jahr 1882 mit Korea einen Freundschafts- und Handelsvertrag schlossen, zeigten sie bis Mitte 20. Jahrhundert kein besonderes Interesse an Korea. Erst nach dem 2. Weltkrieg verstärkten die USA ihre Präsenz in Korea, um ihre Vormachtstellung im pazifischen Raum auszubauen und eine Ausbreitung des Kommunismus in Asien zu verhindern. Im Koreakrieg (1950-1953) verteidigten die USA unter der Flagge der UN ihren Einfluss auf die koreanische Halbinsel. In der Folgezeit förderten sie den Wiederaufbau Südkoreas im politischen, wirtschaftlichen und sozialen Bereich.


Mitte der 70er Jahre des 19. Jahrhunderts kam es zur Öffnung Koreas. Den von Japan selbst inszenierten so genannten Vorfall des japanischen Kriegsschiffes ‚Unyo’ im Jahre 18755 nahm die japanischen Meiji-Regierung zum Anlass, der koreanischen Regierung einen Handelsvertrag aufzuzwingen. Dieser ‚Kanghwado’-Vertrag, vom 22. Februar 1876 war der erste moderne Staatsvertrag Koreas, der jedoch – unter japanischem Druck zustande gekommen – für Japan ungleich günstigere Bestimmungen enthielt und deswegen auch als ‚ungleicher Vertrag’ bezeichnet wird. Es folgte durch chinesische Vermittlung am 22. Mai 1882 der Abschluss eines amerikanisch-koreanischen Vertrages. Die Engländer schlossen am 06. Juni 1882 nach dem amerikanischen Vorgängermodell einen Handelsvertrag mit Korea. Im gleichen Monat noch kam es zum Abschluss eines deutsch-koreanischen Freundschafts- und Handelsvertrages, der am 26. November 1883 offiziell in Kraft trat.

Den Verträgen mit den USA, England und Deutschland folgten ähnliche Abkommen mit anderen Westmächten, so mit Italien am 26. Juni 1884, mit Russland am 07. Juli 1884, mit Frankreich am 04. Juli 1886, mit Österreich-Ungarn am 23. Juni 1892, mit Belgien am 23. März 1901 und mit Dänemark am 15. Juli 1902.





2. Die Anfangsphase der historischen Entwicklung der deutsch-koreanischen Beziehungen bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts


Koreanische Kontakte zu Europa waren bis zur Öffnung des Landes nur über China möglich. Auch die erste registrierte deutsch-koreanische Begegnung fand Mitte des 17. Jahrhunderts in Peking statt. Als die Mandschus China eroberten und die neue Qing-Dynastie(1636-1911) gründeten, erzwangen sie vom koreanischen Königreich Chosŏn die Anerkennung ihrer Oberhoheit in koreanischen Angelegenheiten. Als Zeichen der koreanischen Unterwerfung musste König Injo seine beiden ältesten Söhne, die Kronprinzen Sohyŏn und Prinz Pongnim, Peking als Geiseln geben. Der koreanische Kronprinz Sohyŏn lernte in Peking den deutschen Priester Johann Adam Schall von Bell kennen, mit dem er sich anfreundete. Bei seiner Rückkehr nahm der Prinz zahlreiche westliche Bücher, darunter religiöse Schriften, die er vom Priester erhalten hatte, nach Korea mit.

Der erste Deutsche in Korea war Karl Friedrich August Gützlaff, der im Juli 1832 zusammen mit H.H. Lindsay im Auftrag der britischen Ostindischen Gesellschaft mit dem Schiff „Lord Amherst“ an der Westküste Koreas landete und sich um eine Handelserlaubnis mit Korea bemühte. Während er auf die Antwort des Königs wartete, verteilte er christliche Schriften unter der Bevölkerung und bemühte sich, mit Koreanern Kontakte aufzunehmen und Koreanisch zu lernen. Gützlaff war ursprünglich zum Zwecke der Missionierung in Asien. Sein Gesuch wurde jedoch abgelehnt; er musste das Land verlassen.

Auf ‚mehr oder weniger räuberische Art’6, die auch als „Piratenstück“7 bezeichnet wird, versuchte Ernst Jacob Oppert dreimal mit Korea in eine Handelsbeziehung zu treten. Im März 1866 versuchte er zum ersten Mal, ins Landesinnere zu kommen, was von koreanischen Beamten verhindert wurde. Den zweiten Versuch wagte er fünf Monate später, wiederum ohne Erfolg. Schließlich plante er zum dritten und letzten Mal zusammen mit einem französischen Missionar namens Stanislas Féron im April 1868 seine ‚Piratenfahrt, die Grabplünderung’8der koreanischen Königsfamilie. Ihr Vorhaben scheiterte jedoch an ihrer dilettantischen Vorbereitung. Opperts letzter Akt hinterließ bei den Koreanern einen nachhaltigen negativen Eindruck von der Gesamtheit der westlichen Kulturen als ‚Barbaren’ und verfestigte für lange Zeit die Abschließungspolitik der koreanischen Regierung. Die Ahnenzeremonie und Grabpflege sind in der ostasiatischen und konfuzianischen Welt eine der wichtigsten Pflichten.


In dieser unruhigen, anstrengenden und herausfordernden Zeit war der bedeutendste Deutsche in Korea ein Mann namens Baron Paul-Georg von Möllendorff (auf koreanisch Mok In Dok). Er wurde am 17. Februar 1847 in Zedenik in der Provinz Brandenburg geboren. Nach seinem Studium der Rechtwissenschaft, Philologie und Orientalistik in Halle a.d. Saale kam er Ende 1869 nach China und arbeitete mit Sir Robert Hart für den Aufbau des chinesischen Seezolldienstes. Im Jahr 1879 lernte er in Tientsin den chinesischen Gouverneur Li Hung-Chang kennen, aufgrund dessen Empfehlung er 1882 zum Ratgeber des koreanischen Königs ernannt wurde. Er sollte ein Seezollwesen nach chinesischem Muster in Korea aufbauen. Daneben war er in außenpolitischen Angelegenheiten als Berater tätig. Er bemühte sich um die Modernisierung des Landes in verschiedenen Bereichen, wie z.B. im Schul-, Finanz-, Justiz- und Militärwesen, in der Landwirtschaft, dem Handwerk und der Industrie. Zur Prägung neuer staatlicher Münzen holte er Münzmaschinen samt Mechaniker aus Deutschland. So kam die erste deutsche Firma H.C. Eduard Meyer & Co. aus Hamburg nach Korea.9

Während seines relativ kurzen Aufenthaltes in Korea von Ende 1882 bis 1885 legte von Möllendorff den Grundstein für die Modernisierung des Landes, auch wenn er seine ehrgeizigen Pläne leider nicht gänzlich verwirklichen konnte. Er unterlag letztlich dem Ränkespiel rivalisierender Mächte im Kampf um die Vorherrschaft in Korea. Um ein Fortbestehen koreanischer Selbständigkeit – nicht zuletzt gegenüber Japan - zu sichern, wandte er sich eigenmächtig an Russland. Dies kostete ihn nicht nur sämtliche Ämter und das Vertrauen des koreanischen Königs in ihn, sondern verursachte auch große Unruhe im internationalen Wettstreit um die Vormachtstellung auf der koreanischen Halbinsel.


Kapitän zur See Zembusch, der im Herbst 1884 die Ratifikationsurkunde des bereits erwähnten deutsch-koreanischen Handelsvertrages nach Korea brachte, amtierte als erster deutscher Generalkonsul in Korea. Bis zur Kolonialherrschaft Japans, die von 1910 bis 1945 dauerte, gab es verschiedene Deutsche in Korea, die eine bedeutende Rolle gespielt haben. Zu nennen sind der Lehrer Johannes Bolljahn, der die „Deutsche Schule“ in Seoul leitete, Franz Eckert, der Musikdirektor der neu gegründeten koreanischen Militärkapelle, der Chirurg Dr. Richard Wunsch, der von 1901 bis 1905 als Leibarzt des koreanischen Königs tätig war, die Elsässerin Antoinette Sontag, die als Hofzeremonienmeisterin am Intrigenspiel am koreanischen Hof teilnahm, und der Geograph Hermann Lautensach, der sich von März bis November 1933 in Korea aufhielt und später das umfassende grundlegende geographische Werk mit dem Titel „Korea. Landeskunde auf Grund eigener Reise und Literatur“ im Jahr 1945 in Leipzig veröffentlichte.10 Nach der Annexion Koreas durch Japan im Jahre 1919 siedelte die diplomatische Vertretung Deutschlands in Korea nach Tokyo um.

Während der japanischen Kolonialzeit lebten 59 Deutsche in Korea – teils aus wirtschaftlichen, teils aus Glaubensgründen. Das waren beispielsweise die Angehörigen der Firma Meyer & Co. (später Wolter & Co.) und die Benediktinermönche.

Die ersten deutschen Benediktiner kamen im Jahr 1909 nach Korea und errichteten eine Mission in Seoul, die später nach Wŏnsan in Nordkorea verlegt wurde. Als nach dem 2. Weltkrieg die Klosterfamilie von den kommunistischen Machthabern Nordkoreas verfolgt und vertrieben wurden, siedelte diese in den Süden Koreas nach Waegwan um, wo sie ihre vielfältigen missionarischen Tätigkeiten bis heute fortsetzen. Unter ihnen war Pater André Eckardt, der als der Gründer der Koreanistik in Deutschland gilt. Während seines fast 20jährigen Aufenthaltes in Korea erforschte er intensiv das Koreanische und promovierte nach seiner Rückkehr nach Deutschland zu dem Thema „Das Schulwesen in Korea“ in Heidelberg. Ab 1950 lehrte er fast 25 Jahre bis an sein Lebensende an der Universität München Koreanisch bzw. Koreanistik.11


3. Die deutsch-koreanischen Beziehungen nach dem 2. Weltkrieg bis zur Gegenwart


Die Beziehung zwischen den Nationen Deutschland und Korea bis Mitte der 50er Jahre des 20. Jahrhunderts könnte man fast als ‚Nicht-Beziehung’ bezeichnen. Die Beziehung war nie eng und intensiv. Grund hierfür war zum einen die geographische Entferntheit beider Länder, zum anderen hatten der deutsche Kaiser Willhelm II. und Reichskanzler Bismarck aufgrund damaliger außenpolitischer Strategie ‚Antiimperialismus bzw. Antikolonialismus’ kein Interesse an kleinen und politisch und wirtschaftlich schwachen Ländern außerhalb Europas. Im Interesse deutscher Kaufleute hatte das Deutsche Reich zwar mit Korea einen Handelsvertrag geschlossen, aber gänzlich ohne politische Hintergedanken. Bismarck zeigte in internationalen koreanischen Angelegenheiten mal Desinteresse, mal Zurückhaltung bzw. Neutralität.


Nach dem 2. Weltkrieg teilten Korea und Deutschland ein ähnliches Schicksal: geteilte Nationen, wobei jeweils der eine Landesteil unter kommunistischem, der andere unter westlichem Einfluss stand. Es kam zur Annäherung der jeweils auf derselben Seite stehenden Landesteile, die sich trotz aller Unterschiede als „entfernte Leidensgenossen“12 verstanden.

Die Unterschiedlichkeit beider Nationen zeigt sich vor allem in der Entstehung der Teilungssituation. Während die Teilung Deutschlands gewissermaßen begreiflich ist (Deutschland sollte als besiegtes Land möglichst niedergehalten werden) und quasi ‚selbstverschuldet’ war, war Korea an seiner Teilung gänzlich unschuldig, zumal es selbst Leidtragender des japanischen Imperialismus war.13 Aber auch die Teilung selbst gestaltete sich in beiden Nationen unterschiedlich. Während die deutsche Grenze zwischen Ost und West begrenzt durchlässig blieb, kam es zwischen Nord- und Südkorea zu einer radikalen Trennung. Auch die Stellung Koreas und Deutschlands im Machtgefüge der Weltmächte ist gänzlich anders: Deutschland quasi im Zentrum zwischen Ost und West, Korea dagegen eine zwar strategisch wertvolle Halbinsel, die aber nur einen der möglichen Konfliktherde im Pazifischen Raum bildete.


Die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen der DDR und der KDVR datiert auf den 7. November 1949 (unmittelbar nach der Staatsgründung der DDR). Initiiert wurden diese anfangs aufgrund der bereits erwähnten Gemeinsamkeiten zweier ‚Leidensgenossen’. Meinungsverschiedenheiten erschwerten aber später das Verhältnis. Ihren Höhepunkt erreichten die Beziehungen in der ersten Phase (1949-1961) mit gegenseitigen Staatsbesuchen des Ministerpräsidenten der DDR Otto Grotewohl Ende 1955 in Pyongyang und des nordkoreanischen Staatspräsidenten Kim Il-sung im Juni 1956 in Ost-Berlin. Bereits im Jahr 1954 wurde ein Abkommen über die Finanzierung nichtkommerzieller Projekte und im darauffolgenden Jahr drei weitere über die technisch-wissenschaftliche Zusammenarbeit, über den Post- und Paketverkehr sowie über den Fernmeldeverkehr unterzeichnet. Die finanzielle Unterstützung beim Wiederaufbau Nordkoreas zwischen 1954 bis 1956 durch die DDR lag an dritter Stelle (ca. 550 Mio. Rubel), nach der UdSSR und der VR China.

Grund für die Verstimmungen zwischen der DDR und der KDVR in den 60er und 70er Jahren waren nicht nur ihre unterschiedliche Haltung in der Vereinigungsfrage,14 sondern auch ihr unterschiedliches Verhältnis zur UdSSR im ideologischen Konflikt zwischen der Sowjetunion und der VR China.15 Erst mit dem Besuch Erich Honeckers im Dezember 1977 in Pyongyang konnte wieder an die positiven Beziehungen der 50er Jahre angeknüpft werden. Im Juni 1984 unterzeichneten die DDR und Nordkorea beim zweiten Besuch von Kim Il-sung in Ost-Berlin einen Freundschaftsvertrag, der allerdings wegen der deutschen Vereinigung 1990 nur von kurzem Bestand sein sollte, da das vereinigte Deutschland zu der KDVR keine diplomatische Beziehungen unterhält. Der Austausch von Studenten und Wissenschaftlern spielte ebenfalls eine wichtige Rolle für die freundschaftlichen Beziehungen zwischen beiden Ländern.16


Die zweite Phase der deutsch-koreanischen Beziehungen bezogen auf Südkorea und die Bundesrepublik Deutschland beginnt am Ende des Korea-Krieges mit der Errichtung eines Hospitals des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Korea. Da die Kampfhandlungen bereits eingestellt waren, wurden statt verwundeter Soldaten hauptsächlich Zivilpersonen behandelt, und daneben koreanische Ärzte und Krankenschwestern ausgebildet. Dieser deutsche humanitäre Einsatz von 1954 bis 1959 legte den Grundstein für die weitere Entwicklung der Beziehungen zwischen beiden Ländern.17

Die diplomatischen Beziehungen zwischen der BRD und Südkorea begannen zunächst mit gegenseitigen Generalkonsulaten (1955/56), die aber dann (im August 1958) zu Botschaften aufgewertet wurden. Die Südkoreaner zeigten besonderes Interesse an dem westdeutschen Wirtschaftswunder, dem so genannten „Wunder am Rhein“, nahmen Deutschland als Vorbild für eine mögliche moderne Wirtschaftsentwicklung Koreas und erhofften finanzielle und technische Hilfe aus Deutschland beim Aufbau des Landes. Mitte der 60er Jahre erlebte die deutsch-koreanische Beziehung ihren ersten Höhepunkt, der sich sowohl in schnell vertiefenden Wirtschaftsbeziehungen als auch in gegenseitigen Staatsbesuchen ausdrückte.18

In den Folgejahren kam es zu Unstimmigkeiten zwischen beiden Ländern im Zusammenhang mit Menschenrechtsverletzungen von koreanischer Seite. Zu nennen sind die Fälle der Verschleppung von 17 Koreanern in Deutschland,19 des koreanischen Oppositionspolitikers Kim Dae-Chung und die brutale Niederschlagung der ‚Kwangju’-Demokratisierungsbewegung im Mai 1980.


Bilaterale Entwicklungshilfe Westdeutschlands an Südkorea erfolgte in zweifacher Hinsicht: als Finanzierungshilfe und als technische Hilfe. In den 60er Jahren war die BRD nach den USA der größte Kreditgeber für die koreanische Wirtschaft. Nach der Entspannung des Verhältnisses Koreas zu Japan Ende der 60er Jahre rückte Japan an die zweite Stelle. Im Wege technischer Hilfe organisierte Deutschland Anfang der 60er Jahre eine koreanisch-deutsche Berufsschule in Inch’ŏn und in den 70er Jahren in Pusan.

Während sich die wirtschaftliche Beziehung zwischen der BRD und Südkorea vertiefte und stets gewinnträchtig war, verblieb der Handel zwischen der DDR und der DVRK auf unterster Stufe und unterlag starken Schwankungen.

Mit Beginn der 60er Jahre wurden koreanische Bergarbeiter und später Krankenschwestern als Gastarbeiter in die Bundesrepublik geholt. Bis zum Anwerbestop Mitte der 70er Jahre kamen so insgesamt etwa 20 000 koreanische Staatsangehörige nach Deutschland. Seit Anfang der 90er Jahre steigt die Zahl koreanischer Studenten in Deutschland, die Zahl der koreanischen Bergarbeiter und Krankenschwestern sinkt bis heute in Deutschland dagegen stetig.


Ein Kulturabkommen zwischen der BRD und Südkorea kam erst im Mai 1970 mit der Eröffnung des Goethe-Instituts in Seoul zu Stande. In deutsch-koreanischer Zusammenarbeit entstanden auf kultureller Ebene das ‚koreanische Kulturinstitut’ in Bonn, der ‚Korea-Verband’ in Essen, die ‚Koreanisch-Deutsche Gesellschaft’ (KDG) in Seoul und die ‚Deutsch-Koreanische Gesellschaft’ in Bonn. Dem kulturellen Austausch dienen auch zahlreiche Fernseh- und Radiostationen und Presseagenturen. Außer der Einführung des Studienfachs Germanistik an koreanischen Universitäten, das seit Mitte 90er Jahren aufgrund der sog. ‚Germanistikkrise’, die mit der Neustrukturierung der Fremdsprachen-Fachbereiche in Korea zusammenhängt, etwas an Bedeutung verloren hat, und der Koreanistik an deutschen Hochschulen tragen wissenschaftliche Förderungseinrichtungen zum gegenseitigen interkulturellen und intellektuellen Kennenlernen bei. Die kulturellen und wirtschaftlichen Beziehungen spielen nicht nur auf dem internationalen politischen Spielfeld eine wichtige Rolle, sondern auch im privaten Bereich – die fast 20.000 Koreaner in Deutschland leisten einen nicht unbeachtlichen Beitrag zum deutsch-koreanischen Verständnis.


4. Wahrnehmung der koreanischen Kultur in Deutschland


Ob man als Außenstehender Sympathie oder Antipathie für die Koreaner, deren Kultur und deren vergangenes und zukünftiges Schicksal entwickelt, hängt maßgebend von der Art und Weise der Beobachtung und Bewertung dieser fremden Kultur ab, die im Vergleich zu anderen Kulturen recht klein und unbedeutend erscheinen mag. Wie im vorangegangenen Kapitel aufgezeigt, kann nur eine objektive Darstellung frei von eigenen kulturellen Wertmaßstäben zu einem wirklichen Verstehen der fremden Kultur führen.


Als ein frühes Beispiel nicht vorurteilsfreier Wertung koreanischen Alltags möchte ich hier aus einem Aufsatz20 des ersten Deutschlehrers in Korea, Johannes Bolljahn, aus dem Jahre 1900 zitieren, in dem dieser über das damalige koreanische Schulsystem schreibt und dieses teils mit dem japanischen, teils mit dem deutschen bzw. europäischen Bildungssystem vergleicht. Möge die Richtigkeit der Ausführungen Bolljahns an dieser Stelle dahingestellt sein, zeigen diese doch eine grobes Unverständnis koreanischer Kultur und Sitten und eine gewisse Arroganz.

Beispiele hierfür sind z.B. die Beschreibung des Erscheinungsbildes der koreanischen Privatlehrer21 sowie der Klassenzimmer und der Stimmung in selbigen22. Die Art und Weise der traditionellen koreanischen Lerngewohnheiten bezeichnete er abwertend als „gedankenloses Herplappern“, „von Methode, Disziplin keine Ahnung“23. Er beschwerte sich, dass es in koreanischen Klassenzimmer keine Stühle gäbe, und wie unpraktisch und umständlich das koreanische Schreibzeug sei. Bolljahn zeigt Belustigung über die traditionelle koreanischen Tracht und den männlichen Haarknoten24 und beschreibt eine für Koreaner ernsthafte Auseinandersetzung auf der Straße als ‚gar lustig anzusehenden Straßenradau’25. Er maßt sich gar das Urteil an, dass europäische Missionsschulen „an der geistigen und sittlichen Hebung des koreanischen Volkes keinen geringen Anteil“26 hätten. Im Vergleich mit Japan stellt Bolljahn Korea abwertend als zurückgeblieben dar.27 Im Vergleich mit Deutschland kommt er zu dem Schluss:„bei uns wird in einer Schule mehr geleistet als hier“.28


Auch heute noch wird die koreanische Kultur in Deutschland – selbst in der ‚gebildeten Öffentlichkeit’ – im Vergleich zur japanischen bzw. chinesischen Kultur nur in begrenztem Maße als eigenständige Kultur wahrgenommen. Dementsprechend begrenzt ist auch die Beachtung der Koreanistik in der deutschen Öffentlichkeit. Dies galt vor ca. 20 Jahren, als Dieter Eikemeier „Überlegungen zur Koreanistik in Deutschland“29 anstellte und Werner Sasse über „die historische Entwicklung der deutsch-koreanischen Beziehungen“30 schrieb, und ist leider auch heute noch traurige Realität. Über das ‚Warum’ lassen sich hier nur eine Reihe von Vermutungen anstellen.

Anders als bei der Koreanistik geht es bei den traditionellen ‚Regionalwissenschaften’, die ebenfalls außereuropäische Kulturen zum Gegenstand haben, wie Indologie, Arabistik und Afrikanistik aufgrund vielverzweigter gemeinsamer Wurzeln immer auch um die Erforschung der eigenen mitteleuropäischen Vergangenheit. Mit Korea existiert eine solche gemeinsame Vergangenheit – wie bereits aufgezeigt wurde – so gut wie nicht. Weiterhin ist das Interesse an der Erforschung einer fremden Kultur und damit der Ursprung von ‚Regionalwissenschaften’ wie Japanologie und Sinologie in ganz pragmatischen Erwägungen begründet – nämlich in dem Wunsch nach einer zuverlässigen sprach- und landeskundlichen Ausbildung für Handelstreibende, Missionare, den Auswärtigen Dienst und Militärberater.31 Voraussetzung hierfür ist jedoch, dass an dem fremden Land ein solches pragmatisches Interesse – sei es in wirtschaftlicher, in strategischer oder in weltumspannender gesellschafts- und wirtschaftspolitischer Hinsicht – besteht. So ist es nicht verwunderlich, dass in den beiden Ländern, die in vorgenannter Weise in neuerer Zeit intensiv und andauernd in koreanische Verhältnisse verwickelt waren und sind – nämlich Japan und die USA, die Koreanistik außerhalb Koreas am weitesten entwickelt ist.32 Deutschland dagegen war auf diese intensive Art nie mit Korea verbunden. Zumindest in wirtschaftlicher Hinsicht hat sich jedoch das Interesse Deutschlands an Südkorea als gefragtem Handelspartner in den letzten Jahren gewandelt.

Die herausragende Stellung der Sinologie an deutschen Hochschulen und das Interesse der Deutschen an der chinesischen Kultur liegt sicherlich in der geographischen Größe des Landes, seiner vormaligen mehrere Jahrhunderte währenden wirtschaftlichen und politischen Vormachtstellung in Asien und vor allem in seiner daraus resultierenden Vorbildwirkung für den asiatischen Raum begründet. Aus einem anderen Blickwinkel betrachtet stammt das starke Interesse an China im Westen aus der Zeit der Aufklärung: man fand in China das ‚Utopia’, welches man dem kriegserschütterten Europa als Ziel der inneren Erneuerung entgegenhalten konnte. Für die Aufklärung und insbesondere für den deutschen Philosophen Leibniz war China die ideale moralische Welt33; ein Modell für Rationalismus.34 Die Vertreter der Aufklärung sahen in China aufgrund seiner konfuzianischen ethischen Ideale eine an Weisheit überlegene Gesellschaft.

Eine nicht zu verleugnende Erklärung für die starke Rezeption der Kultur Japans - als eines wie Korea vergleichbar kleinen Landes - in Deutschland ist die Tatsache, dass sich Japan viel früher als Korea dem Westen geöffnet und damit der breiten europäischen Öffentlichkeit erstmalig Einblicke in seine Kultur ermöglicht hat. Ein weiterer Grund ist, das „Japan während der Besetzung alles getan hat, die koreanische Kultur und ihren Einfluss auf Japan zu vertuschen.“35

Der koreanischen Kultur wird oft vorgeworfen, lediglich eine Kopie der chinesischen zu sein. Unzweifelhaft wurden Kunst und Kultur Koreas in der Vergangenheit sehr stark und nachhaltig durch den ‚großen Bruder’ China geprägt, ähnlich wie ein Großteil der europäischen Kulturen durch die griechisch-römische. Es zeigen sich aber auch Abweichungen in Form und Technik, und im Vergleich zu China sind oftmals andere Schwerpunke in der Thematik gesetzt. 36


Zu den positiven Elementen des von Ausländern als langlebige und erfreuliche Komponente des koreanischen Lebens wahrgenommenen so genannten ‚koreanischen Geistes’ gehören Fleiß, Lernwilligkeit und Lernfähigkeit, Vitalität und ausgeprägtes Unabhängigkeitsbewusstsein, die Fähigkeit, sich materiell mangelhaften Verhältnissen anzupassen, Höflichkeit, Gastfreundschaft, Respekt vor Älteren, Anteilnahme an Persönlichem, überhaupt der Vorrang, den man der Person vor der Sache einräumt. Als negative Elemente werden genannt: Strebertum, Opportunismus, ungehemmte Wertschätzung materieller Vorteile, die Neigung zu phantasieloser und wenig umsichtiger Routine im Arbeiten, Verachtung ‚minderer’ Bevölkerungsschichten und Berufe, Neugierde, Aufdringlichkeit, Heuchelei im Moralischen.37 Diese Eigenschaften sind jedoch zwei Seiten derselben Sache, die sich je nach den Umständen mal als positiv und mal als negativ darstellen. Sie sind meines Erachtens auch nicht für ein Volk spezifisch, sondern stellen allgemeine menschliche Eigenschaften dar. Zudem, was mir noch viel wichtiger erscheint, muss man jedes Individuum für sich betrachten. Pauschale Charakterisierungen von Menschengruppen sind wenig aussagekräftig.


1 Sasse, Werner „Die historische Entwicklung der deutsch-koreanischen Beziehungen 1883-1983“ in Bilanz einer Freundschaft. 100 Jahre deutsch-koreanische Beziehungen (Sonderband), 1984, S.54

2 Kleiner, Jürgen Korea. Betrachtungen über ein fernliegendes Land, 1980, S.20

3 Ebd. S.21

4 Ebd. S.20

5 Kim, Hiyoul Koreanische Geschichte. Einführung in die koreanische Geschichte von der Vorgeschichte bis zur Moderne, 2004, S.194 „Das japanische Kriegsschiff wurde in Gewässer nahe bei Kanghwado beordert, wo es prompt an der südöstlichen Spitze der Insel beschossen wurde. Schließlich beschuldigte die japanische Regierung Chosŏn, einen grundlosen Angriff auf ein sich in friedlicher Mission befindliches Schiff ausgeübt zu haben.“

6 Kneider, Hans-Alexander „Abriss der historischen Entwicklung der deutsch-koreanischen Beziehungen bis zum Jahre 1945, in Deutsche Schulen in Korea 1898-1998. Die deutsch-koreanischen Beziehungen im Überblick, 1998, S.14

7 Kleiner, Jürgen Korea. Betrachtungen über ein fernliegendes Land, 1980 S.279

8 Kneider, Hans-Alexander „Abriss der historischen Entwicklung der deutsch-koreanischen Beziehungen bis zum Jahre 1945, in Deutsche Schulen in Korea 1898-1998. Die deutsch-koreanischen Beziehungen im Überblick, 1998, S.16

9 Vgl. Ebd. S.24ff.

10 Vgl. Ebd. S.47

11 Vgl. Ebd. S.37f.

12 Kleiner, Jürgen Korea. Betrachtungen über ein fernliegendes Land, 1980, S.286

13 Ebd. S.287

14 Vgl. Köllner, Patrick „Die deutsch-koreanischen Beziehungen von 1945 bis zur Gegenwart“, in Deutsche Schulen in Korea 1898-1998. Die deutsch-koreanischen Beziehungen im Überblick, 1998, S.114f.:

1956/57 wurde vom Ersten Sekretär des Zentralkomitees der SED, Walter Ulbricht und von Ministerpräsident Otto Grotewohl die Idee einer ‚Konföderation’, also eines Staatenbundes bei gleichzeitig weiterbestehenden Unterschieden in der politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Struktur der beteiligten Staaten, als Modell für ein vereinigtes Deutschland propagiert.“ Der nordkoreanische Staatspräsident Kim Il-sung unterbreitete „im August 1960 (...) der Regierung in Seoul einen Vorschlag zur Bildung einer entsprechenden Konföderation sowie zur Aufnahme politischer und wirtschaftlicher Verbindungen zwischen den beiden Teilen Koreas (...).“ Während dieses Konföderationskonzept in der DDR bereits in der zweiten Hälfte der 60er Jahre kaum noch vorgetragen wurde, hielt Nordkorea an ihm fest. Und „während man sich [in der Folgezeit] in beiden Teilen Deutschlands mit der Tatsache der ‚Koexistenz’ zu arrangieren versuchte, hielt Nordkorea am Ziel der Wiedervereinigung durch eine ‚demokratische’ Revolution im Süden, notfalls aber eben auch mit Waffengewalt, fest.“

15 Ebd. S.113: „Im Unterschied zur DDR, die aufgrund der fortgesetzten Stationierung sowjetischen Militärs und der starken Abhängigkeit von der UdSSR im außen- und sicherheitspolitischen Bereich ein ‚halbsouveräner’ Staat blieb, erwarb sich Nordkorea eine weitgehende Unabhängigkeit von der UdSSR. Diese fand ihren Ausdruck in der lange Zeit geltenden Politik der ‚Äquidistanz’ gegenüber der Sowjetunion und der VR China.“

16 Vgl. Ebd. S.112-117

17 Vgl. Ebd. S.76f.

18 Vgl. Ebd. S.78f.

19 Kurz nach einem solchen offiziellen Besuch des Bundespräsident Lübke in Südkorea im Jahre 1967 kam es jedoch zu einem unangenehmen Zwischenfall, der die bis dahin gute Beziehung beider Länder auf Jahre nachhaltig stören sollte. Im Sommer 1967 wurden 17 Südkoreaner vom südkoreanischen Geheimdienst (Korean Central Intelligence Agency, KCIA) von Deutschland nach Korea verschleppt, wo sie wegen angeblicher Spionage für Nordkorea angeklagt wurden, was nach dem Nationalen Sicherheitsgesetz Südkoreas mit dem Tode bestraft werden konnte.

20 Bollhahn, Johannes „Abhandlung. Das koreanische Schulwesen.“ in Deutsche Schulen in Korea 1898-1998. Die deutsch-koreanischen Beziehungen im Überblick, 1998, S.57 ff.

21 Ebd. S.59

22 Ebd. S.65

23 Ebd. S.60

24 Ebd. S. 66 und 68

25 Ebd. S.67

26 Ebd. S.72

27 Vgl. Ebd. S.59 mit den Worten: „(...) auch in dieser Hinsicht [in Sachen Reinlichkeit] können sie noch viel von ihren Nachbarn, den Japanern, lernen.“ und S.68: „(...)wie es Japan gethan hat und noch thut, (...).“

28 Ebd. S.60

29 Eikemeier, Dieter „Überlegungen zur Koreanistik in Deutschland“ in Bilanz einer Freundschaft, 1984, 74 ff.

30 Sasse, Werner „Die historische Entwicklung der deutsch-koreanischen Beziehungen 1883-1983“ in Bilanz einer Freundschaft, 1984, S.47-55

31 Eikemeier, Dieter „Überlegungen zur Koreanistik in Deutschland“ in Bilanz einer Freundschaft, 1984, S.75

32 Ebd. S.76

33 zitiert aus: www.tibet.de/tib/tibu/1999/tibu50/50eden.html und collasius.org/GESCHICHTE/04-HTML/kwulff-china1.html;am 11. 07. 2006

34 zitiert aus:cms/ifa.de/publikationen/zeitschrift-fuer-kulturaustausch/archiv/kulturaustausch-2006/china/buruma; am 11.07.2006

35 Sasse, Werner „Die historische Entwicklung der deutsch-koreanischen Beziehungen 1883-1983“ in Bilanz einer Freundschaft, 1984, S.54

36 Eikemeier, Dieter „Überlegungen zur Koreanistik in Deutschland“ in Bilanz einer Freundschaft, 1984, S.54

37 Ebd. S.83


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